Visionäre Balearen: Grün, erneuerbar, nachhaltig
100.000 Mietwagen fahren auf den Balearen. Bis 2050 sollen sie alle elektrisch unterwegs sein. Schon 2020 soll keine Kohle mehr in den Heizkraftwerken der Inseln verfeuert werden. Bis 2025 soll die öffentliche Beleuchtung an die höchste Effizienzklasse angepasst werden. Und Solarzellen sollen auf Bauten über 1.000 Quadratmetern und Parkplätzen verpflichtend werden. Auf der Reisemesse ITB in Berlin hat die rot-grüne Balearenregierung am 7. März 2018 einen visionären Gesetzentwurf für Mallorca, Menorca, Ibiza und Formentera vorgestellt: Das Klimawechsel- und Energiewende-Gesetz bzw. Llei Canvi climàtic + Transició energètica. Visionär – und dabei dennoch umsetzbar.
Nachhaltige Mobilität
Die Anzahl der Mietwagen auf den Balearen hat 2017 mit 100.000 Fahrzeugen einen Höchststand erreicht. Wenn es nach dem Gesetzentwurf der Regierung geht, sollen die Fahrzeuge schon bald emissionsfrei unterwegs sein. Schließlich ist der Verkehr auf den Inseln für rund 35 Prozent der Kohlendioxidemissionen verantwortlich.
Der Mindestanteil an Elektro-Modellen soll bei neuen Fahrzeugen der Mietwagenanbieter sukzessive von 2% 2020 bis 100% 2035 steigen. Außerdem soll grundsätzlich auf den Balearen zunächst die Zulassung neuer Dieselfahrzeuge beschränkt werden (2025); in einem zweiten Schritt (2035) gilt das dann für alle Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Vernünftig: Autos und Motorräder, die bereits auf den Inseln zugelassen sind, dürfen bis zum Ende ihrer Lebensdauer weiterfahren. Denn ein vorhandenes Auto möglichst lange zu nutzen dürfte nachhaltiger sein, als dieses zu verschrotten und ein neues zu kaufen. Selbstredend soll das Ladenetz massiv ausgebaut werden und der Strom dafür zu 100% ökologisch sein – also aus erneuerbaren Quellen kommen. Schon heute gibt es auf Ibiza Ladestationen zum Teil in erster Meereslinie beispielsweise in Santa Eulària des Riu (Santa Eulalia) oder in Bergdörfern wie Sant Joan de Labritja (San Juan) und bei einigen Hotels und Restaurants. Und auch einen reinen E-Mietwagen-Anbieter gibt es bereits: Ibiza Green Cars mit Renault ZOEs mit eine Reichweite von knapp 200 Kilometern im Programm. Ich werde diesen Anbieter Ende März selbst testen und dann hier darüber berichten!
100% erneuerbare Energie
Insgesamt sollen die Emissionen der Balearen bis 2030 um 40% und bis 2050 um 90% reduziert werden. Dafür sollen einerseits die Ursachen des Klimawandels abgeschwächt, andererseits die Möglichkeiten für einen nachhaltigeren Einsatz von Energie potenziert werden. Weniger Abhängigkeit und mehr energetische Eigenständigkeit, Einsatz von erneuerbaren Energien, ein intelligentes Bedarfsmanagement und ein gerechter Übergang Schritt für Schritt sind die wichtigsten Stichpunkte im Konzept der Balearenregierung. Die Energie auf den Inseln soll schließlich bis 2050 zu 100% aus erneuerbaren Energien gewonnen werden. Keine Frage: Die Ziele sind ehrgeizig und visionär, sind aber meiner Meinung nach alles andere als Fantasterei.
Dem Plastik den Kampf angesagt
Ein weiterer Gesetzentwurf soll das Plastik-Problem auf den Balearen in den Griff bekommen. So sollen bereits ab 2020 Wegwerfartikel wie Strohhalme, Trinkbecher, Plastikgeschirr, Einwegrasierer und auch Kaffeeekapseln weitestgehend verboten werden. 80% der Abfälle, die die Strände verunreinigen, sind schließlich Plastikmüll. Ein Großteil davon landet im Meer, wo er spätestens als von den Wellen zerkleinertes Mikroplastik von Fischen und anderen Meerestieren gefressen wird. Viele Tiere verenden qualvoll, andere landen – Plastik inklusive – auf unseren Tellern. Darüber hinaus sollen bis 2030 75% des Verpackungsmülls recycelt und der Verkauf von Plastikflaschen massiv eingeschränkt werden.
Die Gesetzentwürfe sind jetzt öffentlich ausgelegt und sollen 2019 verabschiedet werden. Ministerpräsidentin Armengol sieht das Projekt als Umsetzung der Pariser Verträge auf den Balearen: „Für die Energiewende braucht es Zeit, Ressourcen und die Mitarbeit aller.“